Femizid von Hatun Sürücü (2005)
Im Jahr 2005 wurde die 23-jährige Hatun Sürücü von ihrem Bruder an einer Berliner Bushaltestelle erschossen. Der Bruder beging den Femizid laut eigenen Angaben, weil er den „westlichen Lebensstil“ seiner Schwester ablehnte und die Familienehre wiederherstellen wollte. Hatun Sürücüs Ermordung wurde medial stark thematisiert und fügte sich in bereits vorhandene gesellschaftliche Diskurse über die Integration muslimischer Menschen ein. Auch das politische System knüpfte an den Femizid an und rief unter dem Schlagwort „Ehrenmord“ zu verschärften Integrationsforderungen auf. Im gleichen Zug aktualisierten sich dominanzgesellschaftliche Erzählungen über die „unterdrückte muslimische Frau“ sowie die patriarchale Gewalt des „muslimischen Anderen“.
Mehr Informationen:
Ercan, Selen A. (2015): Creating and Sustaining Evidence for “Failed Multiculturalism”: The Case of “Honor Killing” in Germany. In: American Behavioral Scientist 59/6. S. 658–678.
Leonard, Mariel McKone (2020): Honor Violence, Crimes d’honneur, Ehrenmorde. Improving the Identification, Risk Assessment, and Estimation of Honor Crimes Internationally. Universität Mannheim. Online abrufbar: https://madoc.bib.uni-mannheim.de/55545/1/MLeonardDissertationFinal.pdf (zuletzt abgerufen: 13.02.2024)
Oberwittler, Dietrich/Kasselt, Julia (2011): Ehrenmorde in Deutschland 1996-2005. Eine Untersuchung auf der Basis von Prozessakten. In: BKA, Polizei + Forschung, Bd. 42. Köln: Luchterhand. S. 2