Mythische Norm

In der 1984 erschienenen Sammlung „Sisters Outsider“ mit 15 Essays und Reden, dass 2021 in deutscher Übersetzung veröffentlicht wurde, spricht Audre Lorde von der sogenannten mythischen Norm.

Diese mythische Norm eröffnet einem das Verständnis, dass unterschiedliche Formen der Herrschaft nicht als parallel, sondern als miteinander verschränkte Systeme zu denken sind. Deshalb spricht sie nicht von menschlichen Unterschieden, sondern von „menschlichen“ Abweichungen von der Norm. Diese Norm ist ‚mythisch‘, da sie niemand gänzlich verkörpert. Dennoch strukturiert sie auf nachhaltige Weise, wie Menschen gesellschaftlich situiert werden. Somit richten sich Differenzen auf ein hegemoniales Zentrum aus, in denen sich Herrschaftsstrukturen in der Relation bilden und verfestigen, was als Norm gilt und dem, was als Norm erscheint.1

Quelle

1 Patricia Purtschert/Katrin Meyer (2010): Die Macht der Kategorien. Kritische Überlegungen zur Intersektionalität. In: Feministische Studien. Zeitschrift für interdisziplinäre Frauen-
und Geschlechterforschung. Heft 1, Jahrgang 28, Mai 2010: S. 130-142.