Signale aus der Mehrheitsgesellschaft. Auswirkungen der Beschneidungsdebatte und staatlicher Überwachung islamischer Organisationen auf Identitätsbildung und Integration in Deutschland (2013)

Beschreibung
„Die hier untersuchten Fallstudien bieten eine Momentaufnahme der deutschen Gesellschaft und ihrer Bereitschaft, mit Andersartigkeit umzugehen. Beide suggerieren, dass das Sicherheitsgefühl von Angehörigen jüdischer und islamischer Gemeinden stark beeinträchtigt ist. Dies erschwert es, auf die ohnehin sehr vorbehaltlichen Integrationsangebote der Mehrheitsgesellschaft einzugehen. Für jüdische Bürger*innen ist der größere historische Kontext von erheblicher Bedeutung, aber auch alltägliche Erfahrung von Friedhofschändungen, Anschlägen auf Synagogen und tätlichen Angriffen. Für viele [Muslim*innen] , und besonders [Immigrant*innen] aus der Türkei, ist die jüngste deutsche Geschichte beladen mit den Anschlägen von Solingen und Mölln, dem Mord an Marwa Al-Sharbini und den NSU Attentaten sowie den kulturrassistischen Diskussionen um [Muslim*innen] und den Islam, die im Rahmen der Sarrazin-Debatte an Vehemenz zugenommen haben. Auch hier ist das Sicherheitsgefühl von [Muslim*innen] in Deutschland stark beeinträchtigt und die Hoffnung, von der Mehrheitsgesellschaft akzeptiert zu werden, eher prekär. Hinzu kommt, dass die Überwachung und Stigmatisierung nicht gewalttätiger und nicht radikaler islamischer Gruppen ihr Integrations- und internes Reformpotenzial verkennt und eine mittelfristige Einbindung solcher Gruppen in den ‚Mainstream‘ verhindert.“

Quelle
Öktem, Kerem (2023). Signale aus der Mehrheitsgesellschaft. Auswirkungen der Beschneidungsdebatte und staatlicher Überwachungislamischer Organisationen auf Identitätsbildung und Integration in Deutschland. University of Oxford


Volltext
https://www.network-turkey.org/wp-content/uploads/2017/01/signale-aus-der-mehrheitsgesellschaft.pdf