Kölner Silvesternacht 2015/2016

Bereits lange vor den Übergriffen in der Kölner Silvesternacht war ihr Kontext geladen mit rassistischen Affekten, gesellschaftlichen Unsicherheiten und moralischen Aushandlungsprozessen – konkret über die Knotenpunkte Integration, Islam und Geschlechterverhältnisse.

Kritische Denker*innen wie beispielsweise Messerschmidt oder auch Hark und Villa verweisen auf den fast schon panischen Rückgriff auf bereits vorhandene antimuslimische Differenzkonstruktionen. Demnach wurde die ‚deutsche Frau‘ nicht als bedroht erzählt, weil sie eben eine Frau in einem Patriarchat ist – sondern weil sie eine weiße Frau in einem als weiß imaginierten Land ist, welches nun Zuwachs durch die ‚fremden Anderen‘ bekommt. Weniger relevant schienen also die Perspektiven tatsächlich betroffener Frauen oder antipatriarchale Bestrebungen, umso wichtiger jedoch mehrheitsgesellschaftliche Beurteilungen über das weiß-nationale Selbstbild und wer bzw. wer nicht in dieses nationale Selbstbild passt.

Die Willkommenskultur galt als naiv, das muslimisch Veranderte wiederum als mit dem ‚Westen inkompatibel‘ und die Aufnahme von Geflüchteten als gescheitert. Die Politik beschloss kurz darauf Verschärfungen der Asylpolitik und reformierte auch das Sexualstrafrecht.

Literaturhinweise:
Hark, Sabine/Paula-Irene Villa (2017): Unterscheiden und herrschen. Ein Essay zu den ambivalenten Verflechtungen von Rassismus, Sexismus und Feminismus in der Gegenwart. Bielefeld: transcript.

Messerschmidt, Astrid (2016). ›Nach Köln‹ – Zusammenhänge von Sexismus und Rassismus thematisieren. In: María do Mar Castro Varela/Paul Mecheril (Hrsg.): Die Dämonisierung der Anderen.Rassismuskritik der Gegenwart, Bielefeld: transcript. 159-171