Hegemonie des Auges
In Maschinen des Sichtbaren (1980) beschreibt Jean-Louis Comolli die westliche Tradition der Hegemonie des Auges: In westlichen Wissenstraditionen bestimme vor allem das Visuelle, wie Repräsentationen soziale Bedeutungen und Herrschaftsansprüche stabilisieren. Am Beispiel der Kamera appelliert er, den Blick auf das zu richten, was die Kamera nicht einfangen kann: Sonst schreibt sich die Kamera selbst (also das Visuelle) ideologisch in das ein, was sie zu dokumentieren versucht.
Schirin Amir-Moazami denkt die Hegemonie des Auges weiter: Demnach sind auch westliche Entschleierungsfantasien, wie sie sich etwa in den Debatten um das Kopftuch manifestieren, Symptom einer westlichen Wissenstradition, die Sichtbarkeit, Transparenz und Kontrolle fanatisch durchzusetzen versucht.
Weiterführende Literatur
Comolli, Jean-Louis (1980). Machines of the Visible. In: de Lauretis, Teretis/Heath, Stephen (Hrsg). Cinematic Apparatus, Macmillan Press
Moazami-Amir, Schirin (2023). Neutralitäts- und Religionskonstruktionen in Kopftuchkontroversen. Eine diskurstheoretische Annäherung. In: Sabel, Anna/ Loinaz, Natalia Amina (Hrsg). (K)ein Kopftuchbuch. Über race-, Religions- und Geschlechterkonstruktionen und das, wovon Kopftuchdebatten ablenken, transcript.