Franz Fanon: Vordenker der Dekolonialisierung

02 Frantz Fanon lors dune conference de presse du Congres des ecrivains a Tunis 1959

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Frantz Fanon (1925–1961) war ein bedeutender Philosoph, Befreiungskämpfer, Befreiungstheoretiker, Psychiater, Autor und Aktivist. Geboren auf der französischen Karibikinsel Martinique, erlebte er Rassismus und Kolonialherrschaft am eigenen Leib. Seine Erfahrungen als Soldat im Zweiten Weltkrieg und später als Psychiater, prägten sein Denken und Handeln.
Fanon analysierte, wie Kolonialismus nicht nur politische und wirtschaftliche Unterdrückung, sondern auch psychologische Entfremdung erzeugt. In Algerien arbeitet und schreibt er aus tiefem Mitgefühl mit traumatisierten Menschen und etabliert den Kolonialismus zu einem System krankmachender Beziehungen.
In Werken wie „Schwarze Haut, weiße Masken“ und „Die Verdammten dieser Erde“ forderte er eine radikale und revolutionäre Befreiung der Kolonisierten. Seine Schriften beeinflussen bis heute antikoloniale Bewegungen, postkoloniale Theorie und den globalen Kampf gegen Rassismus.

Als praktizierender Psychiater im französisch-besetzten Algerien beschäftigt sich Fanon mit den psychologischen Folgen von Kolonialismus. Was heißt es eigentlich, Schwarz zu sein in einer von Weißen dominierten Gesellschaft? Dabei kommt Fanon zu einer erkenntnistheoretischen Schlussfolgerungen. Er beschreibt die Soziogenese als einen Bewusstseinszustand, indem er sich selbst als abgelehnt und unsichtbar erlebt, indem er selbst einen „Minderwertigkeitskomplex – nein, ein Gefühl der Nichtexistenz.“ erlebt (Fanon 1985, 120). Über mehrere Jahre untersucht Fanon in Algerien die Auswirkungen der französischen Kolonialherrschaft und schließt sich schließlich der Nationalen Befreiungsfront FLN in Algerien an.

Umstritten ist Fanon als einer, der die Gewalt als einzig wirksames antikoloniales Gegenmittel propagierte. So schrieb Jean-Paul Sartre in dem Vorwort des Buches „Die Verdammten dieser Erde“ keinen weniger radikalen Satz über das Buch, als „Einen Europäer erschlagen, heißt zwei Fliegen auf einmal treffen … Was übrigbleibt, ist ein toter Mensch und ein freier Mensch.“ Unterschlagen wird dabei oft die Sympathie Fanons mit den Schriften Jean-Paul Sartres und seine Solidarisierung mit den verfolgten Juden in Europa: „Der Antisemitismus trifft mich mitten ins Fleisch, ich kann mich von dem Schicksal nicht lossagen, was meinem Bruder bereitet wird“. Fanon stellt sich entschieden auf die Seite aller unterdrückten und verfolgten Menschen dieser Erde. Es bedarf keiner Ambiguität und Nuancierung im Fall der kolonialen Machverhältnisse, die er erlebt. Im Zeichen seiner Zeit sind seine Worte fühlbar.

Die Interpretation, er würde einen propagandistischen homogenen ethnischen Nationalismus nach der Dekolonialisierung fordern, ist falsch. Beflügelt von der Vorstellung, nach der Dekolonialisierung eine große panafrikanische Gemeinschaft zu erfinden, bekräftigt er im Schlusskapitel von „Die Verdammten dieser Erde“. Er sucht nach einer vereinten, solidarischen und eigenständigen Entwicklung im globalen humanistischen Sinne- eine kernpanafrikanische Idee.

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G. M. (2025, 19. 07). Aktivist Frantz Fanon. Vordenker der Dekolonisierung. Lange Nacht. Deutschlandfunkkultur