Das lange 16. Jahrhundert
Fernand Braudel
„Der Begriff geht zurück auf Historiker Fernand Braudel und hat insbesondere Immanuel Wallersteins (1974) Theorie des kapitalistischen Weltsystems geprägt. Mit der Verortung der Ursprünge von Kapitalismus und Kolonialismus in der frühen kolonialen Expansion Europas wurde er auch für die dekoloniale Debatte zu einem wichtigen Referenzpunkt. In diesem Verständnis umfasst das lange 16. Jahrhundert die diesseits und jenseits des Atlantiks miteinander verwobenen historischen Prozesse im Zeitraum von 1450 bis 1650. Jüngere Studien (Anievas/Nişancıoğlu 2015) gehen noch weiter zurück, um die Anfänge des Kapitalismus im Mittelalter auszumachen“ (Brunner 2020: 40).
Brunner, Claudia (2020): Epistemische Gewalt. Wissen und Herrschaft in der kolonialen Moderne. Bielefeld: transcript Verlag.
„[Das lange 16. Jahrhundert] also jene[r] Epoche, die aus dekolonialer Perspektive für die Herausbildung des bis heute wirksamen kolonial-kapitalistisch-modernen Machtmodells und seiner hegemonialen Epistemologie in vielerlei Hinsicht konstitutiv war“ (Brunner 2020: 42f.).
Brunner, Claudia (2020): Epistemische Gewalt. Wissen und Herrschaft in der kolonialen Moderne. Bielefeld: transcript Verlag.